E-MINDFUL Glossar #2: Haltungen zu Migration, Werten, Migranten, Flüchtlingen und vielem mehr
Schließen Sie sich uns an, um mehr über Haltungen, Migration und vieles mehr zu erfahren.
Im Verlauf des Projekts werden wir in jeder Ausgabe einige Begriffe veröffentlichen, damit dieses Glossar dabei hilft, den Stand und die Ergebnisse des Projekts zu verstehen. Das Glossar folgt dabei keiner alphabetischen Reihenfolge, sondern einer konzeptionellen Logik, in der Begriffe zu wichtigen Themen gebündelt werden. In dieser Ausgabe werden wir die Begriffe Migration und Migranten beleuchten. [1]
Migrant
„Jede Person, die/der das Land seines/r gewöhnlichen Aufenthalts wechselt“. Das Land des gewöhnlichen Aufenthalts ist „das Land, in dem eine Person ihren Wohnort hat und gewöhnlich die tägliche Ruhezeit verbringt. Vorübergehende Auslandsreisen zu Erholungs-, Urlaubs -, Freundes- und Familienbesuchen, Geschäfts- oder Arztbesuch, oder religiöse Pilgerfahrten, ändern nicht das Land des gewöhnlichen Aufenthalts einer Person.“
Diese Definition, erarbeitet zu statistischen Zwecken von der Abteilung für Wirtschaft und Soziales der Vereinten Nationen (UNDESA), stellt ein übergreifendes Konzept dar, das alle Personen in Bewegung einbezieht, unabhängig davon, aus welchen Motiven eine solche Bewegung unternommen wird und wie internationale Grenzen überschritten werden. Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen internen und internationalen Migranten als „Personen, die ihr Land des gewöhnlichen Aufenthalts über eine internationale Grenze in ein Land verlegen, dessen Staatsangehörigkeit sie nicht besitzen“.
Die UNDESA hat die Definition weiter konkretisiert und dabei folgende Unterscheidungen vorgenommen: Ein Langzeitmigrant ist eine„Person, die für einen Zeitraum von mindestens einem Jahr (12 Monaten) in ein anderes Land als das des gewöhnlichen Aufenthalts umzieht, damit das Zielland tatsächlich das neue Land desgewöhnlichen Aufenthalts wird“; ein Kurzzeitmigrant hingegen ist eine „Person, die für einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten, aber weniger als einem Jahr (12 Monate) in ein anderes Land als das des gewöhnlichen Aufenthalts zieht“.
Migration
Der Begriff „Migration“ ist in internationalen Verpflichtungen definiert, jedoch nicht der Begriff der „Migration“, obwohl er im täglichen Gespräch in der Regel als „die Bewegung von Personen von ihrem gewöhnlichen Aufenthaltsort über eine internationale Grenze oder innerhalb eines Staates“ verstanden wird. Mit der Formulierung von Verpflichtungen im Bereich Migration hat die internationale Gemeinschaft den Prozess in die Schritte des Verlassens des eigenen Landes, der Einreise in das Staatsgebiet eines anderen Landes, und der Rückkehr ins eigene Land unterteilt.
Während internationale Verpflichtungen dem Einzelnen das Ausreiserecht und das Recht auf Rückkehr in das eigene Land einräumen, ist das sich daraus ergebende Recht auf Einreise in das Hoheitsgebiet eines anderen Staates in erster Linie durch das nationale Recht des Ziellandes geregelt. Dies ist nicht überraschend, da es im Einklang mit dem modernen Konzept der territorialen Souveränität Sache eines Staates ist, die Aufnahme und den Ausschluss von Ausländern in und aus dem Hoheitsgebiet zu bestimmen, auf dem der Staat seine Hoheitsgewalt ausübt. Die nationalen Gesetze über die Einreise, den Aufenthalt und die Ausreise von Ausländern werden in der Regel als Einwanderungsgesetze, Gesetze über die Rechtsstellung von Ausländern, Gesetze über die Einreise, den Aufenthalt und die Niederlassung von Ausländern usw. bezeichnet.
Steuerung (Governance) von Migration
Der Begriff bezieht sich in der Regel auf „die Normen und Organisationsstrukturen, die die Reaktion der Staaten auf internationale Migration regeln und gestalten“. Es ist ein übergreifendes Konzept, das versucht, die komplexen Beziehungen zwischen Staaten sowie zwischen Staaten- und Individualrechten bei der Gestaltung von Migrationsansätzen und der Bewältigung von Migrationsherausforderungen zu verstehen. Angesichts der strukturellen Machtasymmetrie zwischen Individuen und Staaten zielen die internationalen Verpflichtungen darauf ab, dieses Missverhältnis umzukehren, vor allem indem sie die Hoheitsgewalt der Staaten einschränken, die Pflichten der Staaten auf eine humane und menschenwürdige Behandlung von Migranten sowie den Schutz ihrer Grundrechte vorsehen. Dazu soll in Steuerung von Migration vor allem sichergestellt werden, dass Staaten gemeinsam so arbeiten, dass sie besser in der Lage sind, ihre Ziele und Pflichten zu erfüllen, als sie alleine handeln würden.
Migrationsmanagement
Gemeint sind in der Regel „zahlreiche staatliche Funktionen innerhalb eines nationalen Systems der geordneten und humanen Steuerung der grenzüberschreitenden Migration, insbesondere die Steuerung der Einreise und Anwesenheit von Ausländern innerhalb der Staatsgrenzen. „Der Begriff bezieht sich auch auf „einen geplanten Ansatz zur Entwicklung politischer, legislativer und administrativer Antworten auf zentrale Migrationsfragen“. Während sich das Migrationsmanagement stärker auf die Reaktion des einzelnen Staates bezieht, ist die Steuerung von Migration ein umfassenderer Begriff, der das dynamische Zusammenspiel verschiedener Institutionen innerhalb eines Staates und die Vielschichtigkeit der Beziehungen zwischen Staaten erfasst.
Migrationstypen: Freiwillige Migration im Vergleich zu Zwangsmigration
Der Wechsel von einem Land in ein anderes bietet in der Regel die Möglichkeit, Zugang zu Selbsthilfemöglichkeiten und Wachstumschancen - wie Studium, Beschäftigung, Forschung – zu erhalten, Geschäfte und Unternehmen zu gründen, sich mit Familienangehörigen und Verwandten zusammenzuschließen, die bereits im Ausland leben und arbeiten, oder einfach die Neugier auf ein neues Umfeld zu befriedigen. In einigen Fällen migriert der Einzelne wegen wachsender Einkommensunterschiede zwischen Ländern, verbunden mit der unzureichenden Fähigkeit der Heimatregierungen, sozioökonomische Herausforderungen zu bewältigen, Korruption zu bekämpfen, Arbeitslosigkeit zu minimieren, oder einen gleichberechtigten Zugang zu Basisdienstleistungen wie bspw. hochwertige Bildung, Krankenhäuser oder Transport zu gewährleisten. In anderen Fällen migrieren Menschen aufgrund dringender Bedürfnisse, ausgelöst durch plötzliche wirtschaftliche Schocks, chronische Not durch Unterentwicklung, Hungersnöte, Naturkatastrophen oder vom Menschen verursachte Katastrophen, Verfolgung, Konflikte und soziale Unruhen, Umweltzerstörung, oder Klimawandel.
Die alltägliche Erfahrung, die in der umfangreichen Literatur zu diesem Thema bestätigt wird, legt nahe, dass die Migrationsentscheidung das Ergebnis einer komplexen Kombination individueller und kontextbezogener Triebkräfte und Determinanten sowie geopolitischer Gründe ist – insgesamt verstanden als „die sozio-ökonomischen und kulturellen Rahmenbedingungen oder die Anhäufung von Schwierigkeiten, die die Migration nach und nach erzwingen“.
Auf der Grundlage dieser Determinanten haben internationale Verpflichtungen die Unterscheidung zwischen freiwilliger und erzwungener Migration eingeführt, wobei die erste als „internationale Migration auf der Grundlage der Initiative und des freien Willens einer Person“ verstanden wird, während letztere definiert wird als „Wanderbewegung, in der ein Element von Zwang besteht, einschließlich Gefahren für Leben und Lebensgrundlage, die auf natürlichen oder vom Menschen verursachten Ursachen beruhen“. In einer Welt, in der Flucht und freiwillige Migration oft miteinander verknüpft sind, kann diese Unterscheidung immer weniger hilfreich sein und einen umfassenderen und zukunftsweisenden Ansatz erfordern.
[1] Definitionen sind dem Glossar für Migration entnommen, herausgegeben von der UN-Migrationsagentur, der Internationalen Organisation für Migration (IOM).